Zufälle

Wann man wo auf manche Pflanzen trifft, ist schon kurios. Den ganzen Sommer über habe ich die Augen aufgehalten an Orten, wo er angeblich so gerne steht: sonnige Feldränder. Nichts habe ich gefunden.

Eben, auf dem Heimweg von der Arbeit, schweift mein Blick über einen unscheinbaren, verwahrlosten Grünstreifenrand hier in der Hafengegend. In den letzten Wochen wurde hier an der Straße gebaut, niemals hätte ich da jetzt ‚was Dolles‘ erwartet. Und dann steht er da und seine Anwesenheit freut mich – einfach, weil ich ihn schon lange Mal außerhalb botanischer Gärten in ‚wild‘ sehen wollte. Datura stramonium – der Stechapfel.

Ich gehöre nicht zu denen, die die Wirkung dieser potenten Giftpflanze im Räucherbereich ausprobieren müssen – das russische Roulette mit Vitalfunktionen bzw. psychischen Phänomenen liegt mir nicht. In keiner Räuchermischung und schon gleich gar nicht in meinen Glimmstängeln findet er Platz, aber eine seiner Samenkapseln werde ich dennoch ernten, wenn es so weit ist und er sie mir geben will. Um ihn bei mir im Pflanzenschrank ‚präsent‘ zu haben, ohne ihn zu nutzen. So wie ich es mit einem Fliegenpilzhut halte und wenigen Teilen der Eibe.

Pflanzengeister kommen zu einem, wenn sie es wollen – nicht, wenn ich es will. Sie verbergen sich einfach vor unserem Blick. Sie sind vermutlich immer um uns, aber wir nehmen sie nicht wahr bzw. erst, wenn es so weit ist. Vielleicht erst, wenn wir bereit sind? Es würdig sind?